Es ist Dezember, ein trockener Monat. Gleißende Höhensonne und staubiger Wind, Eukalyptusbäume, ein paar kaiserliche Prachtbauten, hier und da sozialistische Revolutionsdenkmäler – ein befremdliches Ambiente. Wir besuchen das DED-Büro, stellen uns vor. Der einheimische Sekretär des deutschen Büroleiters spricht fließend Deutsch, studierte in Rostock Schiffsbau, einen Beruf, der nach dem Ende des Eritrea-Krieges und dem Verlust des Meerzuganges überflüssig wurde.
An einem der folgenden Tage werden wir Tadesse Meskela vorgestellt, der 1999 die Oromia Coffee Farmers Union gründete und über Jahre ihr Generaldirektor war – eine Ikone des fairen Kaffeehandels und mein erster äthiopischer Freund – da bin ich heute noch stolz drauf! Richtig bekannt wurde Tadesse durch den sehenswerten Film ‚Black Gold‘, in dem er die Frage aufwirft, warum eine Kaffeebauer von den 3 Dollar, die eine Tasse Kaffee im Coffeeshop kostet nur einen Anteil von 3 Cent erhält? Dr. Tadesse ist ein freundlicher, sehr selbstbewusster Mann, der weiß was er will und seine Überzeugung in kurzen prägnanten Sätzen zu formulieren vermag.
Anschließend rumpeln wir weiter zum so genannten Birthplace of Coffee, dem wahren Geburtsort des Kaffees, der Platz im Wald, an dem der Hirtenjunge Kaldi erstmals seine Ziegenherde sich an Kaffeekirschen berauschend angetroffen haben soll. Wir sind sehr gespannt. Vorher noch ein kurzer Stop in einem Waldstück. Claire muss nochmals in die Maske und verschwindet mit Ihren Assistentinnen im Dickicht. Nach kurzer Weiterfahrt hält die Karawane an einer gerodeten Waldlichtung – glühende Mittagshitze empfängt uns – keine Spur von Magie, die wir uns vom Geburtsortes des Kaffees versprochen hatten – gutes Marketing hätte wohl anders ausgesehen. Im wenigen noch vorhandenen Schatten erzählt Tadesse der etwas ernüchterten Reisegruppe die Legende von Kaldi. Aber immerhin dürfen wir noch Wildhonig und eine der wunderbaren Kaffeezeremonien genießen.