Ich glaub mich laust der Affe

In meinem letzten Abenteuerbericht habe ich von unserer unglaublichen Kaffeekarawane in den Osten Äthiopiens berichtet – aber noch nicht von der Rückreise.
Das im Kern mittelalterlich wirkende Dire Dawa besitzt aufgrund seiner regionalen Bedeutung auch einen Flughafen – der, aufgrund der allgemein angespannten Sicherheitslage am Horn von Afrika mit den üblichen Sicherheitsvorkehrungen ausgestattet ist – d.h. Gepäckscanner, Passkontrollen, nochmals Gepäckscanner, Körperscanner, Passkontrolle und nochmals Passkontrolle.
Nicht wenige meiner Reisekollegen dürfen bzw. müssen vor den Augen des gelangweilten wichtigtuenden Sicherheitspersonals ihre Koffer und Taschen öffnen, um z.B. die Kameraausrüstung zu zerlegen. Wenn man das zwei Mal innerhalb eines Flughafens tun muss, darf man schonmal genervt das Chamäleon spielen und die Augen in drei Himmelsrichtungen drehen. Im Flughafen fehlt die Klimaanlage, dafür hat die hohe Check-Inn Halle oben mehrere Kippfenster, aus der die heiße Luft entweichen, aber auch neugierige Tiere hineinklettern können, z.B. Affen – ganz ohne Sicherheitscheck – aber die haben ja auch keine Taschen dabei!
Nicht wenige der wartenden Gäste vertreiben sich die Zeit damit, die possierlichen Tierchen mit Erdnüssen zu füttern – und auch der Snackverkäufer vom Kiosk scheint sich darüber zu freuen. Wir ließen die Affen Affen sein, checkten ein, um dann – nochmals kontrolliert – in den Abflugbereich transferiert zu werden. Inlandsflüge in Äthiopien sind immer besonders spannend, ein Mischmasch unterschiedlichster Kulturen – vom übergewichtigen Mitteleuropäer bis hin zu Mursi-Frauen mit Tellerlippen – fast wie einst in Hagenbecks Menschenschau. Vertieft in die Vielfalt kommt eine Flughafenmitarbeiterin lässig in den Abflugbereich geschlendert und fragt, ob nicht jemanden seinen Pass vermissen würde, erntet gelangweiltes Desinteresse, um anschließend wieder zu verschwinden. 15 Minuten später taucht dieselbe Dame wieder auf und wiederholt, diesmal mit etwas mehr Nachdruck und Lautstärke, ihre Frage nach dem vermissten Pass. Die Flugreisenden blicken sich um, niemand meldet sich, bis ein pragmatisch veranlagter Kollege die gewagte Gegenfrage stellt: „Welcher Name denn im Pass stünde? – das würde die Suche doch vereinfachen!“, worauf sie, das könne sie nicht sagen, denn der Affe säße mit dem Pass oben im Dachgebälk!
Wir erfahren letztlich nicht, ob der Affe auf Erdnussentzug gesetzt wurde, ob der Pass seinen Eigentümer fand, und ob das die Sicherheitsmaßnahmen beeinflusst hat.
Einigermaßen belustigt besteigen wir die endlich eingetroffene Turboprop. Die Motoren der 50-sitzigen Maschine drücken uns in die Sitze, wir sind gerade zum Abheben bereit, da legt der Pilot unvermittelt eine Vollbremsung auf die Startbahn – als unsere Maschine steht, sehen wir eine Rinderherde gemütlich die eigentlich abgezäunte Startbahn queren. Na, zum Glück wurde der Tanklastzug rechtzeitig zur Seite gefahren! Es geht zurück auf Los und diesmal hebt die Maschine ohne weiteres Hindernis ab.
Wir sind einigermaßen erleichtert – allerdings nur kurzfristig – denn der Pilot eröffnet uns, dass ein paar tropische Gewittertürme den Weg nach Addis versperren, die es zu umfliegen gilt – es könne ein bisschen ‚bumpy‘ werden. Nach 60 Minuten lockert sich meine Umklammerung der Armlehnen und etwas verschwitzt erreichen wir mit mehrstündiger Verspätung die Hauptstadt. Ich werfe mich erleichtert auf mein Hotelbett und bin erst einmal zu müde, um die Matratze wieder auf die richtige Seite zu drehen – aber das ist jetzt eher ein Luxusproblem.

Im nächsten Newsletter erfahrt ihr, wie mich eine Liane vor dem Verdursten im Kaffeewald rettet…

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