Die größten Klischees über Kaffeeanbau - Was stimmt wirklich?

Kaffee ist das beliebteste Getränk in Deutschland und wird sogar mehr getrunken als Mineralwasser und Bier1! Doch kaum jemand weiß, wie Kaffee angebaut wird und wo das (viele) Geld hingeht, das wir Deutschen in Kaffeebohnen investieren. Mit Natalie Eberle führte ich im Rahmen eines Hochschul-Projekts der IU das nachfolgende Interview.

1) tchibo-kaffeereport-2021.pdf

Kaffee wird rund um den Globus angebaut. In welchen Ländern warst du schon, um den Kaffeeanbau kennenzulernen?
Vorwiegend war ich in Äthiopien und Indien. Ich habe auch einige Male Sri Lanka besucht, ein Land das gar nicht so sehr für Kaffee bekannt ist. Tatsächlich war Sri Lanka aber eines der ersten Anbauländer überhaupt.

Sri Lanka ist doch heutzutage für seinen Tee berühmt. Wie hast du herausgefunden, dass dort auch Kaffee angebaut wird?
Durch meine Aufenthalte habe ich festgestellt, dass es dort sogar noch Arabica-Kaffee gibt, der dort praktisch ausgestorben war. Ich war der Erste seit knapp 200 Jahren, der diesen Kaffee erfolgreich nach Deutschland exportiert hat.

Man hört schon heraus, dass du dich intensiv mit dem Kaffeeanbau und Handel auseinandergesetzt hast. Im Folgenden wollen wir nun einige Klischees durchgehen. Ich bin gespannt, wie deine Reaktionen darauf sind.

Wir schauen uns das erste Klischee an:
Im Schweiße seines Angesichts arbeitet der Kaffeebauer nur per Hand – maschinelle Hilfe gibt es keine. Wie sieht das heutzutage aus?
Das stimmt weitestgehend. Der Großteil des Kaffeeanbaus weltweit wird von Kleinbauern getätigt. Also sprich, Bauern mit landwirtschaftlichen Flächen von einem halben bis drei Hektar Größe. Dort bauen Sie Kaffee in Mischkulturen mit anderen Pflanzen an.
Deswegen ist eine technische Ernte oft gar nicht möglich. Dazu kommt, dass Kaffee nicht auf einmal reift, sondern über einem gewissen Zeitraum. Idealerweise sollte Kaffee immer geerntet werden, wenn er reif ist, was wiederum nur per Hand funktioniert. Viele Kleinbauern beschäftigen für die Ernte aber auch LohnarbeiterInnen.

Das heißt, es ist auch ein Klischee, dass Kaffee auf Plantagen angebaut wird?
Ja. Es gibt zwar in Brasilien oder Vietnam etliche große Kaffeeplantagen, aber in der Regel sind es in den allermeisten Anbauländern kleinteilige Flächen.

Was würdest du sagen, wie viel Prozent wird weltweit von Kleinbauern und wie viel industriell angebaut?
Also soweit ich weiß, sind es ca. 80 Prozent2 des Kaffees, der von Kleinbauern stammt.
Oh ok, dann macht das schon viel aus!

Ein weiteres Klischee ist, dass dem Kaffeebauern sein Anbauland gar nicht gehört.
Privater Landbesitz ist ein ‚westliches‘ Konzept, das in Entwicklungsländern oft aus Zeiten der Kolonialisierung stammt. Es gibt weltweit eine Vielzahl unterschiedlicher Eigentums-/Nutzungsrechte, z.T. staatlicher, gemeinschaftlicher oder religiöser Natur. Es gibt Großgrundbesitz, kleinbäuerliches Eigentum, Landpacht. In Äthiopien beispielsweise wächst der Kaffee oft noch viel im Wald, der grundsätzliche erst einmal dem Staat gehört. Doch es gibt informelle Nutzungsregelungen, so dass die Bauern den Kaffee dort ernten können.

Wie kommt der Kaffee zu uns in den Supermarkt? Werden die Bauern von großen Händler-Strukturen unterdrückt?
Vor allem bei ‚Industriekaffees‘ sind das Wertschöpfungsketten mit vielen Akteuren – das ist oft sehr intransparent. Es beginnt bei Kleinbauern, diese trocknen ihre Ernte meist auf ihrem Grund und lagern den Rohkaffee dann auf dem Hof, als Sparkasse sozusagen. Gelegentlich kommt ein Zwischenhändler vorbei und kauft zum aktuellen Tagespreis Kaffee an. Der Bauer braucht vielleicht gerade dringend Geld für die Schuluniformen oder Medizin – auch ein Klischee, denn die Bedürfnisse sind ja sehr individuell. So verkauft der Kleinbauer den Kaffee aus der Notwendigkeit heraus und muss den (willkürlichen) Tagespreis des Händlers akzeptieren. Für diesen wiederum ist die Qualität des Kaffees unerheblich. Die Kaffeebohnen werden dann nach weiterem Zwischenhandel in größeren Strukturen weiterverarbeitet und exportiert. Im Zielland werden dann die Rohkaffees für die jeweiligen (lokalen) Märkte qualitativ angepasst. Wer mal gesehen hat, was in einem Industriekaffee für 4 € das Pfund so drin ist, überlegt sich gut, ob er/sie sich so etwas noch antut.

Nun kommt ein spannendes Klischee: Durch fair gehandelten Kaffee bekommt der Bauer etwas mehr Geld, aber sein Leben ändert sich dadurch nicht.
Also das ist ein sehr schwieriges Klischee! Es stimmt nur teilweise. Besonders dieses Thema hat viele unterschiedliche Dimensionen. Die erste Frage ist: „Was ist überhaupt fair?“ Es ist nicht nur ein Preis, sondern auch die Lebensumstände der Bäuerinnen und Bauern. Bei uns im Direkthandel läuft viel mehr über Qualität der Kaffees, als über das Bedienen des Klischees, dem armen Kaffeeerzeuger mehr Geld zu geben.

Kann der Bauer, dann von dem Fairtrade-Preis leben?
Das hängt von ganz vielen anderen Faktoren ab. Zum einen ist dieser Fairtrade-Preis ja ein relativ willkürlicher Preis. Die Kaufkraft von z.B. 1,40 Dollar pro Pfund3 Bohnen ist in den jeweiligen Anbauländern völlig unterschiedlich. Bei ROASTERS UNITED, unserer Importgenossenschaft, beschäftigen wir uns gerade sehr damit. Erst einmal zahlen wir den Bauern deutlich mehr als den Fairtrade-Preis. Außerdem orientieren wir uns insbesondere an der Qualität der Rohkaffees, denn für hochwertige Bohnen wird deutlich mehr bezahlt als nur für ein Fairtrade-Label.

Angenommen ich stehe als Verbraucher im Supermarkt, soll ich dann überhaupt Fairtrade-Kaffee kaufen?
Also Fairtrade-Kaffee an sich ist schon mal nicht schlecht, weil die Bauern einfach in besseren Strukturen aufgehoben sind, nämlich in Kooperativen. Doch man muss auch wissen, dass Kooperativen in politisch instabilen Systemen auch anfällig für Korruption sind. Deshalb ist es für mich noch wichtiger, wie transparent das Ganze ist. Es muss ja nicht gleich alles beispielhaft sein! Und vor allem sollte man auch über Missstände sprechen können, denn nur dann bewegt sich etwas! Erst wenn man über Probleme redet, kann man im jeweiligen lokalen Kontext schauen, wo sich etwas ändern lässt. Deshalb ist Transparenz so wichtig und die bekommt man in der Regel nur in kleineren Röstereien, die ja für sich genommen auch nur geringere Mengen umsetzen. Um diese entscheidenden Hintergrundinformationen zu bekommen, reisen wir auch immer vor Ort. Gerne nehmen wir auch Gäste mit, damit sie sich selbst ein Bild machen können.

Spannend! Noch als abschließende Frage: Was würdest du dir von Kaffeetrinkern in Deutschland wünschen?
Genau, dies: Beim Einkauf ein bisschen genauer hinschauen und auch mal kritische Fragen stellen. Fast jede/r trinkt Kaffee, aber kaum jemand weiß richtig darüber Bescheid. Es sind eben viele Klischees unterwegs, die aber nicht oder nur zum Teil stimmen.

2) https://www.welt.de/newsticker/dpa_nt/infoline_nt/wirtschaft_nt/article175251229/Kleinbauern-wollen-mehr-am-Kaffee-verdienen.html

3) https://www.fairtrade-deutschland.de/fileadmin/DE/mediathek/pdf/fairtrade_kaffee_factsheet.pdf


 

Im Gespräch mit Manuel Faißt

Von der Grundlagenausdauer über den neu eingeführten Wind-Faktor bis zum perfekten Kaffeegenuss auf Reisen.

Jörg Volkmann im Gespräch mit dem Nordisch Kombinierer Manuel Faißt, dreifacher Junioren-Weltmeister von 2013 und mehrfacher deutscher Meister im Teamsprint

JV: Hallo Manuel. Wie verlief die Saisonvorbereitung bisher?

MF: Hat eigentlich alles gut funktioniert. Ich war nicht krank und nicht verletzt- ich konnte also meinen Trainingsplan so durchziehen wie ich es vorhatte. Jetzt geht es so langsam in die heiße Phase zum Winter hin, wo das letzte Finetuning ansteht. Ich bin zufrieden.

JV: Jetzt wart ihr zuletzt in Davos – war das das letzte Trainingslager vor dem ersten Wettkampf?

MF: Wir waren dort zum Langlaufen, zum ersten Mal auf Naturschnee. Am Sonntag geht es nach Finnland, wo auch der erste Wettkampf stattfindet. Da haben wir nochmals ein Trainingslager bis Freitag. Dann fliegen wir nochmals nach Hause, aber Mittwoch wieder zurück nach Finnland, Kusamo.

JV: Jetzt hattet Ihr ja schon die Deutschen Meisterschaften. Herzlichen Glückwunsch zum Titel im Teamsprint und zum dritten Platz im Einzel! Das findet ja auf der Mattenschanze und Skirollern statt. Ist das dann eher noch Saisonvorbereitung?

MF: Nein, das ist schon richtige Wettkampfatmosphäre. Die DM hat bei uns aber nicht den ganz großen Stellenwert, deswegen findet sie auch im Sommer statt und nicht im Winter. Im Winter ist das terminlich kaum unterzubringen. Aber die Meisterschaft ist schon ein Fingerzeig in Richtung Saison, wo jeder sehen kann wo er steht. Da werden ja auch Titel verteilt, also hängt sich da jeder auch rein. Dieses Jahr waren es etwa 40 Teilnehmer.

JV: Die Teilnehmer sind dann aber aus den unterschiedlichen Kadern?

MF: Ja, die Jüngsten sind so um die 16 Jahre. Für die Jungen ist es natürlich toll, so einen Wettkampf mit dem A-Kader zu bestreiten.

JV: Wie läuft die Saisonvorbereitung ab? Welche Phasen gibt es da? Man sieht dich ja manchmal auch auf dem Rad mit dem Elephant Beans Trikot!

MF: Wir beginnen Mitte bis Ende Mai mit dem Training. Da steht dann zunächst viel Grundlagenausdauer auf dem Programm, wenige Intensität aber viele Stunden, zum Beispiel auf dem Rennrad bzw. Mountainbike – was man lieber mag. In Richtung Herbst wird es spezifischer. Wir gehen dann auch viel Joggen, Skirollern. Da werden die Einheiten wieder kürzer aber intensiver.

Wir versuchen dann auch wieder die Spritzigkeit für’s Springen zu erlangen. Die Schwierigkeit ist die Balance zu finden und nicht zu viel Ausdauertraining zu machen, damit das Springen noch funktioniert. Wichtig ist also die Abwechslung, um dann auch über Trainingswettkämpfe oder die DM in den Wettkampfmodus zu kommen.

JV: Habt ihr noch andere Sportarten innerhalb des Trainingsprogramms?

MF: Klar zu Aufwärmen vor dem Krafttraining spielen wir gerne mal Fußball, zum Aufwärmen an der Schanze meistens Inline-Hockey

JV: Welches sind deine Saisonziele? Wieviel Wettkämpfe habt ihr?

MF: Es sind knapp über 20 Wettkämpfe an 10 Orten. Dieses Jahr haben wir ja ldeiglich den Weltcup und keine zusätzlichen Großereignisse wie WM oder Olympia. Deswegen gibt es diese Saison auch mal ein paar freie Wochenenden – also etwas entspannter auf jeden Fall. Der erste Wettkampf ist Ende November in Finnland und dann geht es durch bis Mitte März.

JV: Was mir in den letzten Jahren aufgefallen ist, ist das die Wetterbedingungen zunehmend schwieriger werden. Wettkämpfe werden auch mal abgesagt, mal fehlt der Schnee, dann ist zu viel Wind. Macht es der Klimawandel schwieriger für euch bzw. Für dich? Deine Stärken liegen ja vielleicht etwas mehr im Springen – nervt das wenn, dann z.B. nur der Testsprung gewertet werden kann und der Wettkampfsprung ausfällt?

MF: Mein Eindruck ist schon, dass es in den letzten Jahren immer windiger wird- das hängt sicher auch mit dem Klimawandel zusammen. Es ist schon immer auch ein bisschen Glücksspiel, mal erwischt man es vielleicht schlechter, mal besser als die anderen. Ganz gleich für alle ist es selten, dafür ist es halt eine Freiluftsportart.

JV: Macht es der neu eingeführte Wind-Faktor fairer?

MF: Auf jeden Fall, aber 100-prozentig ausgleichen kann der Wind-Faktor die unterschiedlichen Bedingungen nicht, z.B. wenn der Wind schräg von der Seite kommt. Da tut sich das System dann schwer.

JV: Ist der Klimawandel für euch als Skisportler oder für den Ski-Verband ein Thema?

MF: Klar, wir sind als Sportler viel unterwegs und haben dadurch schon keine tolle Klimabilanz, bedingt durch die vielen Flüge und Anfahrten zu Wettkämpfen und Trainingslagern. Privat versuche ich da meinen Fußabdruck so klein wie möglich zu halten. Wir achten v.a. bei Kaffee oder Lebensmitteln darauf, dass die Produkte aus Bioanbau sind und fair bzw. regional hergestellt werden, außerdem z.B. möglichst Plastik zu vermeiden.

JV: Ist das ein Thema, dass die Ausrüster für Mobilität Elektrofahrzeuge zur Verfügung stellt?

MF: Das wurde in der Tat schon angefragt. Für dieses Jahr hat das noch nicht funktioniert. Die Reichweiten sind leider noch nicht ausreichend für unsere meist langen Anfahrtsstrecken von 600-700 km. Wenn die Reichweiten besser wären, spräche da natürlich nichts dagegen.

JV: Stichwort Essen: Du und deine Frau, ihr kocht sehr gerne!? Ihr kocht euch so durch die Küchen der Welt?

MF: Erstmal legen wir Wert auf gute Produkte, und als Sportler muss ich ja auch auf mein Gewicht achten. Deswegen habe ich mich aktiv mit dem Thema Ernährung auseinandergesetzt und Kochen macht mir viel Spaß. Wir probieren viel durch – südeuropäische Küche, orientalische Küche! Im Frühjahr waren wir in Thailand, dahaben wir auch einen Kochkurs belegt.

JV: Und deine Leidenschaft für Kaffee?

MF: Meine Anfänge habe ich mit einem Vollautomaten unternommen. Dann waren wir auch viel in Italien unterwegs, da habe ich dann doch die großen Unterschiede zwischen Vollautomat und Siebträger festgestellt. Da ist dein mein Interesse gewachsen, auch weil sich in Deutschland in den letzten Jahren ja einiges verändert hat. So hat sich die Leidenschaft dann immer weiterentwickelt.

JV: Wenn du unterwegs auf Wettkämpfen bist, was hast du dabei?

MF: Kommt immer darauf an, wo das ist und wie lange wir wo sind. Manche Hotels sind da ganz gut ausgestattet, mit Siebträgermaschinen und guten Bohnen. Im Winter bei den Wettkämpfen habe ich dann schon auch die COMANDANTE Handmühle dabei, dazu natürlich Elephant Beans Bohnen, z.B. Taramesa aus Äthiopien, den ich gerne in der AMERICAN PRESS zubereite.

JV: Deine Kollegen sind ja kaffeetechnisch auch ganz gut unterwegs. Tauscht ihr euch da aus mit Bohnen und Erfahrungen?

MF: Inzwischen ist fast die gesamte Mannschaft von Kaffee angefixt, da tauscht man sich schon aus was der eine und der andere so macht.

MF: Wie bist du überhaupt dazu gekommen, ein Café bzw. eine Rösterei zu eröffnen?

JV: Ich habe über Jahre als Berater aber auch als Wissenschaftler in Äthiopien gearbeitet und darüber ziemlich direkt den Einstieg in das Thema Kaffee in seinem Ursprungsland gefunden. Davor hat mich Kaffee nie interessiert, als Getränk schon gar nicht. Äthiopien ist ja das einzige Anbauland mit eigener, ursprünglicher Kaffeekultur. Die äthiopische Kaffeezeremonie ist dort der Höhepunkt eines jeden Tages. Ich fand das so faszinierend, dass ich da mehr darüber wissen wollte. Irgendwann kam dann der Zeitpunkt, dass meine Frau und ich überlegt haben, ein neues Projekt zusammen zu beginnen, weil ich mit meiner Arbeit viel unterwegs war, was auf Dauer nicht so familienfreundlich ist. Wir haben uns dann mit Freunden zusammengesetzt und die Idee über ein halbes Jahr hinweg entwickelt. Ich hatte davor schon nebenbei mit einen Kaffee-Webshop betrieben, was mir aber auf Dauer zu unpersönlich war.

MF: Wie bist du nach Äthiopien gekommen – über das Studium?

JV: Nein, ich bin ja ursprünglich Geograph oder Hydrologe und bin dann nach zwei Jahren als Entwicklungsberater in Nepal in einer Stiftung für Biolandbau-Förderung in Freiburg gelandet. Eines meiner ersten Förderprojekte war dann Kaffee in Äthiopien. In diesem Zusammenhang habe ich dann erfahren, dass der Arabica-Kaffee überhaupt da herkommt, dass es da noch Wildkaffee gibt usw.. Ich war inzwischen 16 Mal dort. Äthiopien ist natürlich ein faszinierendes, vielfältiges Land mit unterschiedlichsten Kulturen und Landschaft und ich fand das unheimlich spannend, das Produkt Kaffee im Ursprung kennen zu lernen. Ich war dann oft mit den Bauern im Kaffeewald, der sich oft ganz tief unten in den Tälern befindet – Äthiopien ist ja ein Hochplateau, das über 2000 m hoch liegt. Kaffee wächst aber meist nur bis 2000 m Höhe.

MF: Was war dann zuerst – die Rösterei oder das Café?

JV: Wir wollten eigentlich eher ein Café betreiben, weil uns die Kaffeezubereitung einfach zu erlernen schien. Ein Kollege hat uns dann aber einen kleinen Shopröster ans Herz gelegt, mit dem man sich langsam an die Kunst des Röstens herantasten konnte, und vor allem kleine Mengen für den eigenen Bedarf und v.a. frisch produziert werden konnten. Irgendwann wurden daraus Mengen, für die wir eine andere Produktionsstätte benötigten. Deswegen sind wir heute 2-3 Tage in der Woche in unserer Rösterei in March.-Buchheim.

MF: Wie seid ihr dann zu der Einkaufsgemeinschaft Roasters United gekommen, mit der ihr der ihr die Kaffees importiert?

JV: Wir wollten von Anfang an Kaffee direkt und ohne Umwege importieren. Am Anfang, mit einem Volumen von wenigen Hundert Kilogramm im Jahr hat man nicht den Zugang dazu. Wir sind dann kurz nach deren Gründung zu Roasters United gestoßen – das waren anfangs fünf, sechs Röstereien auf vier Ländern. Inzwischen sind wir auf etwa 15 Röstereien angewachsen.

MF: Wieviel Kaffee importiert ihr in der Gruppe?

JV: Wir importieren derzeit von 10 oder 11 Erzeugergemeinschaften, in der Regel zwischen einem halben und zwei Containern voll, das sind zwischen 10 und 36 Tonnen.

MF: Und diese Menge wird dann auf die Röstereien verteilt?

JV: Genau! Vor dem Import muss sich jeder Partner auf eine bestimmte Menge verpflichten. Der Kaffee wird dann oft auch vorfinanziert. Das heißt wir gehen in Vorleistung, teilweise wenn der Kaffee noch am Baum hängt.

MF: Wie oft reist ihr dann in die Anbauländer?

JV: Nach Möglichkeit wird jede Partnerkooperative ein Mal im Jahr von mindestens einem Mitglied aus unserer Gruppe besucht. Durch meine persönliche Vorgeschichte sind das Äthiopien und Indien, wo wir seit 6 Jahren zusammen mit Quijote, einer Hamburger Rösterei ein Projekt mit Robusta-Kaffee entwickeln. Ich würde natürlich gerne auch in andere Länder reisen, Brasilien und Kolumbien z.B., aber das ist im Moment auch aus Zeitgründen nicht möglich.

MF: Ihr kennt also die Kaffeebauern vor Ort alle?

JV: In Indien, wo die Kooperativen eher kleiner sind, haben wir über die Jahre schon sehr viele Bauern zu Hause besucht, aber in Ländern wie Äthiopien, mit mehreren Tausend Mitgliedern, ist das schwierig, aber wir sind schon bemüht, möglichst viele unterschiedliche Bauern zu treffen und nicht nur die Manager der Exportorganisation. Oft ist das aber ein Problem der Erreichbarkeit.

MF: Wie läuft das ab, wenn ihr neue Kaffees sucht oder ins Programm nehmen wollt?

JV: Oft kommen die Vorschläge direkt aus unserer Gruppe, d.h. es gab schon einmal Kontakte. Wir bekommen aber auch etliche direkte Anfragen bis hin zu Besuchen von Produzenten oder deren Vertretern bei uns im Geschäft. Wir haben aber schon sehr viele, eigentlich zu viele Kaffees. Wir wollen ja auch langfristig mit den Produzentengemeinschaften zusammenarbeiten, von daher sind wir auch etwas limitiert in den Möglichkeiten. Dieses Jahr haben wir aber z.B. mit Las Diosas, einer Frauenkooperative aus Nicaragua einen ganz neuen Partner.

MF: Der Klimawandel ist doch schon auch ein großes Problem für die Kaffeebauern, dadurch dass er z.B. auch Kaffeekrankheiten begünstigt?!

JV: In der Tat! Kaffee ist genetisch sehr schmalspurig aufgestellt und kann sich selbst schlecht an veränderte Bedingungen anpassen. Da hat man durch Züchtung auch nur sehr limitierte Möglichkeiten. Hinzu kommen extreme Witterungsbedingungen wie Trockenheiten oder tropische Stürme. Es vergeht kaum ein Jahr, dass nicht eine unsere Partner, sei es in Indien, Mittelamerika oder auf der Südseeinsel Vanuatu direkt von solchen Ereignissen betroffen wäre.

Langfristig wird das Kaffee als Kulturgut. Und das betrifft natürlich auch uns als Wirtschaftszweig.

Deswegen ist es unheimlich wichtig, dass wir ständig präsent sind und die Kaffeebauern in einem notwenigen Anpassungsprozess unterstützt.

MF: Wart ihr dann in Freiburg die Ersten, die das mit dem Direkthandel gemacht haben?

JV: Als Kaffeerösterei denke ich schon! Es gibt in Deutschland etliche Röstereien, die Direkthandel in irgendeiner Form betreiben oder das behaupten. Das ist natürlich alles eine Frage der Definition. Schau dir an, was die Röstereien machen, ob, und wie oft sie vor Ort sind, was sie dort machen. Ob sie vielleicht ein Mal mit ihrem Importeur mitgereist sind oder ob z.B. die Ernte vorfinanzieren und damit ins Risiko gehen, oder sie aktive Projektarbeit betreiben? Dann engt sich der Kreis sehr schnell ein.

MF: Welchen Kaffee von dir trinkst du am liebsten und in welcher Zubereitung?

JV: Da bin ich sehr breit aufgestellt – ich muss ja schließlich alles probieren was wir da so rösten.

Ich trinke gerne Filterkaffees oder die Zubereitung in der Aeropress. Ich liebe natürlich äthiopische Kaffees, aber ich habe für alle Kaffees die wir anbieten eine große Wertschätzung, weil ich weiß, welche Arbeit dahinter steckt. Du ich versuche auch objektiv zu bleiben.

JV: Manuel, was sind deine Saisonziele? Letztes Jahr warst du ja schon Top 10 im Weltcup, aber dieses Jahr sind ja keine Großereignisse…?

MF: Dieses Jahr ist natürlich der Schwerpunkt Gesamtweltcup, das geht aber allen so. Ich versuche, mich weiter zu verbessern und wieder unter die Top 10 zu kommen.

JV: Langfristig ist dann Olympia das Ziel?

MF. Nächstes Jahr haben wir erst einmal die WM im eigenen Land, in Oberstdorf, im Winter darauf dann Olympia. Da werde ich alles daransetzen, dass ich da mit dabei bin.

JV: Der Kader für WM und Olympia ist ja kleiner?!

MF: Für diese Events muss man sich bei Ausscheidungswettkämpfen qualifizieren.

JV: Dann wünschen wir dir viel Erfolg und es wäre schön, wenn wir unsere Zusammenarbeit so lange auf jeden Fall fortsetzen könnten.

MF: Sehr gerne!

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