Kaffeereise nach Wayanad – – Praktikum als Tagelöhner

Die Nacht war etwas unruhig, weil a) zu heiß und b) zu laut – stundenlanges Hundegebell, v.a. von unseren zwei freilaufenden fast mannshohen Mastiff-Wachhunden. Die tun zwar nichts können, aber einem mittelgroßen, stehenden Menschen problemlos durchs Gesicht lecken! Mag nicht Jede/r. Was so. Da erstellte Tagesprogramm sah vor: Erstmal Frühstücken. Idli – Riesmehlbrötchen mit leckerer Kokossoße und Kochbananen. Wenn die Töpfe nicht so klein wären, hätte ich mich reingesetzt.
Da erst für den Nachmittag ein weiterer Bauernbesuch geplant war, beschlossen wir, uns den Tagesarbeiten der Angestellten anzuschließen.

Was bedeutet, sich in die Kaffeeverarbeitungsanlage im oberen Bereich von Vanamoolika zu begeben. Man muss sich Vanamoolika als ein etwa 2 ha großes Gelände vorstellen, auf dem sich mehrere Gebäudekomplexe, Produktions- und Verarbeitungshallen, aber auch Gewächshäuser, Kaffeewald, Obstbäume, Heilpflanzenkulturen, Teiche und Gemüsegärten befinden.

Ein Teil der über 20 permanent Mitarbeitenden ist derzeit u.a. in die Kaffeeverarbeitung eingebunden, einen mehrstufigen Verarbeitungsprozess, der inzwischen weitgehend mechanisiert ist, aber an verschiedenen Punkten dennoch harte körperliche Arbeit erfordert, die meistens von Frauen verrichtet wird. Zunächst einmal wollten mein Kollege Sam und ich uns aber die neue Kaffeesortiermaschine inschpizieren, eine Maschine, die optisch unreifen Kaffeekirschen identifziert und diese dann mittels Luftstoß aus einem Förderband rausschießt. Das erspart den Bauern und Bäuerinnen viel Handarbeit und somit Lohnkosten und erhöhrt den Anreiz, überhaupt Kaffee in der Kooperative abzuliefern und nicht gleich dem erstbesten Händler an der Ecke für wenig Geld abzutreten.

Ergebnis der ersten morgendlichen Aufbereitungsphase  waren circa 350 kg gewaschener, nasser Rohkaffee in 10 Kisten, die auf einen Kleintransporter auf- und 250 m entfernt in Trockenzelten wieder abgeladen und zum Trocknen ausgebreitet werden wollten. Gesagt – getan. In den Trockenzelten herrscht am Vormittag eine Lufttemperatur von 30 Grad bei 90 % Luftfeuchtigkeit. Mehrmals am Tag muss der Kaffee hier über circa 10 Tage für eine gleichmäßige Trocknung gewendet werden.

Nachdem der Kaffee zum Trocknen verteilt war, wurden zwei Frauen und der Vorarbeiten abkommandiert, 15 Säcke Kaffeekompost (à 30 kg) zu einem nahegelegenen Zuckkerrohrfeld zu transportieren und dort zu verteilen. Die Rohrohzucker-Produktion stellt eine neue Einkommensquelle für Vanamoolika dar, da der Zucker in Bioquälität sehr hohe Preise erzielt und auch in der Produktion ayurvdischer Medizinprodukte, die hier ebensfalls stattfindet, eingesetzt wird.
Sam und ich springen also auf die Transportfläche des Minivans auf und machen es uns, so gut es geht, auf den feuchten Kompostsäcken neben den Frauen bequem. Und die Frauen haben Spaß, dass da zwei Weißnasen bei der Arbeit helfen wollen.

Nach kurzer Fahrt waren wir am Feld neben einem Fischteich angelangt. Die Säcke wurden über den Zaun gewuchet und den Frauen zugetragen, die den Kompost dann zwischen den jungen Zuckerrohpflanzen verteilten. Naßgeschwitz waren nach 2 Sunden 350 kCal, also wenigstens 1/3 des Frühstücks verbrannt…und Zeit für’s Mittagessen.

Der Tagelohn beträgt in dieser Gegend übrigens bei 4,50 € für Frauen und etwa 7 € für Männer plus freie Kost.

 

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